Kann man als Minimalist erfolgreich werden?

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  • Post last modified:März 22, 2021
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Meine Gedanken drehen sich heute um das Thema Erfolg und Minimalismus. Kann man als Minimalist erfolgreich sein? Was bedeutet überhaupt Minimalismus und Erfolg? Wie immer blicke ich etwas kritisch auf unser Leben in der reichen, westlichen, entwickelten Welt.

Ich blicke auf die (westliche) Welt und sehe eine starke Konsumgeilheit und den Drang danach mehr besitzen zu wollen. Dabei frage ich mich häufig woher dieser Drang kommt. Wir kaufen, wir werfen weg, wir kaufen erneut.

Was bedeutet dieser Besitz überhaupt für uns? Und warum sehnen wir uns so sehr danach? Ich vermute eine Kombination einiger Argumente, die auf jeden anders zutrifft.

  1. Persönlicher Mehrwert: mit einem (neuen, besseren, schöneren, teureren) Produkt kann ich meine Arbeit, Hobby und Dingen in meinem Leben besser verwirklichen
  2. Mein Status wird aufgewertet
  3. Werbung und gesellschaftliches und persönliches Umfeld leben es einem vor

Ich glaube jeder von uns kennt dieses geile Gefühl wenn man wieder mal richtig aussortiert hat. Kleidung zur Altkleidersammlung, paar Sachen verkaufen, einige Dinge wegwerfen. Endlich gibt es wieder Luft zum Atmen in Haus oder Wohnung.

Und trotzdem dauert es meist nicht lange bis das nächste Paket ins Haus flattert. Das Rad dreht sich weiter, wir füllen unser Lager wieder mit nützlichen und weniger nützlichen Dingen auf.

Eigentlich will ich so nicht leben. Ich habe in den letzten Jahren mein Kauf- und Konsumverhalten stark verändert. Ich hinterfrage wenn ich etwas kaufe bzw. den Drang verspüre etwas zu kaufen. Woher kommt der Kaufdrang? Bringt es mich in meinem Leben weiter und trägt es zu meinem Glück bei? Will ich mit dem Kauf etwas kompensieren?

Ein neues Produkt kann viel Freude bereiten. Aber neben Freude kann es auch Probleme machen. Alles was man besitzt kann schließlich auch kaputt gehen. Das soll nicht heißen, dass man nichts mehr besitzen sollte. Aber manchmal denke ich schon, dass ich mir sehr viel Zeit ersparre wenn ich etwas nicht kaufe.

Meine Reisen nach Südostasien haben mich geprägt wie nichts zuvor im Leben. Ich kann es nicht in Worte fassen was sich alles verändert hat. Definitiv jedoch habe ich gelernt und erfahren, dass man sehr wenig im Leben benötigt um zufrieden zu sein.

Bin ich jetzt ein Minimalist? Wer oder was ist überhaupt ein Minimalist?

Wenn man länger auf Reisen ist, dann ist es sinnvoll sich auf das wesentliche zu beschränken. Wer will schon sein ganzes Hab und Gut durch die ganze Welt schleppen. Hat man weniger bei sich, kann weniger kaputt gehen, weniger gestohlen werden, weniger Probleme machen, weniger …

Ich versuche auch zu Hause weniger zu besitzen. Ich bezeichne mich nicht als Minimalist, aber ich trage bestimmt minimalistische Werte mit mir.

Der Begriff Minimalismus wird mit Sicherheit für jeden anders empfunden. Prinzipiell versteht man unter Minimalismus einen Lebensstil bei dem man sich von überflüssigen Dingen trennt und weniger neue Dinge anschafft, um freier zu sein und sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren.

Minimalismus ist nicht gleichzusetzen mit einem armen Lebensstil. Man darf sich auch etwas gönnen und teure Dinge besitzen. Es geht nicht um Geiz ist geil, sondern vielmehr darum sich nur Dinge anzuschaffen, die einem über einen längeren Zeitraum Freude bereiten.

Idealerweise kommt dieses Gefühl der Freude von einem selbst, und nicht etwa daher, dass man endlich mit dem Nachbarn gleichgezogen hat oder den Kollegen überholt hat.

Das erste Mal habe ich vor vielen Jahren von dem Begriff „Minimalist“ gehört. Joshua Fields Millburn & Ryan Nicodemus treten seit Jahren als The Minimalists auf und haben neben deren Podcast bereits 2 Dokumentationen auf Netflix herausgebracht. Der erste Film Minimalism – A Documentary about the important things ist aus dem Jahre 2016. Der neue Kurzfilm The Minimalists – Less is more erschien erst kürzlich auf Netflix.

Ein minimalistischer Lebensstil rettet den Planeten und tötet die Wirtschaft?!

Ich kaufe weniger. Ich besitze weniger. Das bedeutet gleichzeitig, dass für mich weniger produziert werden muss. Darf ich jetzt stolz auf mich sein, da ich damit den Planeten gerettet habe?

Natürlich geht diese Rechnung so nicht auf. Aber was wenn Millionen von Menschen diesem Trend folgen. Wir würden weniger sinnlose Dinge kaufen. Mit der sinkenden Nachfrage wird auch die Produktion sinken müssen.

Weniger Nachfrage, weniger Produktion, weniger Fabriken, weniger Flugzeuge in der Luft, weniger Frachtschiffe im Ozean, weniger LKWs auf der Straße. Das klingt doch ganz gut.

Aber tötet man damit nicht auch die Wirtschaft? Denn mit weniger Produktion kommen auch weniger Jobs, mehr Armut, weniger technologische Entwicklung, etc.

Ähnlich wie bei der Automatisierung wird man auch hier nicht eine direkte Schlussfolgerung ziehen können. Die Automatisierung kostet viele Jobs, und gleichzeitig schafft sie Jobs an anderen Enden.

Wenn eine gesamte Gesellschaft einen minimalistischeren Lebensstil folgt, dann wird bestimmt die Nachfrage in einem Bereich sinken, jedoch würde auch hier eine Bewegung stattfinden.

Minimalismus bedeutet schließlich nicht, kein Geld mehr ausgeben. Geld wird nur anders ausgegeben, z.B. in Erlebnisse statt sinnloser Dinge. In Qualitätsprodukte anstatt Billig-China-Ware.

Womöglich ist es schwieriger als Minimalist erfolgreich zu werden

Ein minimalistischer Lebensstil kommt bestimmt bei vielen auch mit einem sparsameren Lebensstil. Obwohl es nicht definiert ist, dass Minimalismus mit Sparsamkeit gleichzusetzen ist, so wird es zu einem Teil bestimmt auf viele zutreffen. Bei mir trifft es definitiv zu, denn jeden Euro den ich nicht ausgebe muss ich auch nicht mit meiner Lebenszeit verdienen.

Ich versuche also dort Geld auszugeben wo es einen tatsächlichen Nutzen für mich stiftet.

Das sollte auch dazu führen dass ich insgesamt sparsamer lebe. Aber wie gut ist es sparsam zu leben? Kann es sein, dass ich dadurch weniger verdienen muss, und somit auch insgesamt finanziell weniger erfolgreich sein werde?

Erfolg mit Geld gleichzusetzen ist leider sehr stark in unserem Weltbild verankert. Ich möchte nicht die Geschichte von Mutter Teresa neu erzählen, aber sie war bestimmt sehr erfolgreich, ohne viel Geld zu besitzen. Trotzdem existiert eine gewisse Verbindung zwischen Erfolg und Geld.

Ich frage mich, ob man auch mit einer minimalistischen Lebenseinstellung finanziell erfolgreich werden kann?

Persönlich empfinde ich es als schwierig, wenn ich nicht den Drang empfinde für dieses oder jenes trendige Produkt Geld auszugeben. Ich benötige es nicht, ich muss es somit auch nicht verdienen.

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