Meine Frau und ich waren für längere Zeit in Südostasien. Einige Monate als Backpacker durch verschiedene Länder wie Thailand, Laos, Malaysia, Philippinen, Singapur. Einige Monate haben wir einfach relativ frei auf Bali gelebt.
Das Bali Leben war im Gegensatz zu den anderen Zielen eher Alltag. Naja, also Alltag ohne Job und Fixanstellung. Geht das überhaupt? Vermutlich nicht für jeden, aber ich weiß immer genug zu tun und habe eigene Projekte und Ideen, somit geht das definitiv.
In diesen vielen Monaten ist mir eines aufgefallen. Wir haben meistens dann gegessen wenn uns danach war. Es ist natürlich einfach, da wir nur zu zweit waren, d.h. es verlangte keine großen Kompromisse. Auch haben wir häufig unsere Portionen geteilt – auch im Restaurant. Je „westlicher“ das Restaurant war, umso komischer kam uns das vor. Je mehr das „Restaurant“ einfachem Streetfood entsprach, umso freier fühlten wir uns, das zu tun was wir tun wollten – nämlich einfach zu Teilen.
Zurück zu Hause und zurück im Büroalltag sieht das plötzlich ganz anders aus. Dann Essen wenn der Körper es verlangt geht nicht mehr so wirklich. Man ist gezwungen den Tag zu planen und sich an Gegebenheiten anzupassen.
Essen wenn der Körper mir das Signal gibt und so viel Essen wie mein Körper verlangt ist etwas was im normalen Alltag fast nicht möglich ist. Verrückt.
Wir haben viele soziale Normen und Bedürfnisse. Eines davon ist es auch gleichzeitig und gemeinsam zu Essen. Egal ob Schule, Studium oder Arbeit – das System isst wie es isst.
Meine Erfahrungen im Leben ohne diese fixen Gegebenheiten und Routinen haben mir gezeigt, dass es sehr einfach ist, sich gut im eigenen Körper zu fühlen. Nachmittagsmüdigkeit lässt sich somit auch sehr einfach vermeiden.
Esse dann wann der Körper es verlangt, und nur so viel der Körper benötigt.
Zwei sehr einfache Dinge die doch sehr schwierig sind im Alltag zu integrieren.
Ein Beispiel aus dem Büroalltag – egal in welchem Büro ich gearbeitet habe es war immer gleich.
- Du musst um ca. 8 Uhr im Büro sein, d.h. Frühstück muss zuvor stattfinden, auch wenn es der Körper noch nicht verlangt (mein ideales Frühstück findet vermutlich eher zwischen 9 und 10:30 Uhr statt)
- Du musst um 12 Uhr Mittagessen, weil da ist schließlich Mittagspause. Davor und danach ist schwierig, denn es ist weltweit bekannt dass die Mittagspause … zu Mittag ist, und das ist die einzige Zeit wo man ohne Erklärung Pause machen darf
- Bringt man sein eigenes Essen nicht mit ins Büro, so ist man doch etwas gebunden an die Menge die einem in der Kantine, Restaurant oder Take-Away gegeben wird (meiner Meinung nach ist das eigentlich immer zu viel)
Es stimmt schon, es mag jammern auf hohem Niveau sein und ließe sich schnell ändern (aber ist eben doch auch umständlicher). Beispielsweise könnte man die Hälfte der gekauften Essensportion mit nach Hause nehmen. Man könnte auch zu Hause vorkochen und nur eine kleine Portion mitnehmen ins Büro.
Man könnte auch einfach sein eigenes Ding durchziehen, aber alleine um beispielsweise 14 Uhr Essen gehen ist nicht nur äußerst komisch, sondern häufig auch gar nicht möglich. Es gibt zu viele fixe Termine, der Körper muss sich danach richten.
Ich finde die starren Essenszeiten und teilweise vorgegebenen Essensmengen alles andere als gut. Wir essen mehr als wir benötigen, weil es (irgendwie) vorgegeben ist, und wir auch wissen, dass es für viele Stunden keine vernünftige Nahrungsaufnahme mehr gibt. Wir essen dann wenn wir es noch gar nicht benötigen.
Wenn ich auf unsere Gesellschaft blicke, dann denke ich dass bereits so grundlegende Dinge die Basis für eine kränkelnde und ungesunde Gesellschaft sein können.
Mein Körper hat sich an das flexible Essen gewöhnt. Vermutlich benötigt es viele Monate mich hier wieder umzustellen – vor allem im Kopf, denn ich bin davon überzeugt dass die flexiblere Gestaltung der Nahrungsaufnahme einfach gesünder ist.